Donnerstag, 6. September 2012

Der Höckerschwan

Solche Tümpel mögen uns wenig verlockend erscheinen ...
... doch für Schwäne bieten sie reichlich Nahrung.

Eines der halbwüchsigen Schwanenjungen ist weiß ...


... es handelt sich um eine Genvariante (mehr im Text).
Höckerschwan Cygnus olor
Den Höckerschwan, die Zierde unserer Seen und Teiche, kennt in Deutschland wohl jedes Kind. Gedanklich bringen wir sie sofort mit Wasser aller Art in Verbindung, und das ist auch richtig so – sofern es nährstoff- und somit vegetationsreich und nicht zu tief zum Gründeln ist. Die natürliche Nahrung der Schwäne besteht nämlich nicht in Brot, sondern aus Wasserpflanzen und daran befindlichen Kleintieren oder Laich. An Land frisst er auch Gras, Sprosse und Wurzeln und weidet – vor allem im Winter – auf Ackerflächen. Im Sommer dagegen bietet das Wasser ausreichend Nahrung, weswegen die Schwäne es kaum verlassen. 
Die großen, schweren Tiere haben einen hohen Energiebedarf. Besonders gilt dies in der Mauser; und die Weibchen müssen sich für die zehrende Brutphase Reserven anfuttern. Auch in Sümpfen sind Schwäne anzutreffen; sie bildeten vermutlich den ursprünglichen Lebensraum, bevor der Mensch begann, der Natur ins Handwerk zu pfuschen. 
Das Nest wird, sobald die Gewässer eisfrei sind, gemeinsam im Schilfgürtel, an unzugänglichen Uferstellen oder auf Inseln gebaut. Der Schwan bringt Nistmaterial wie Schilf, Zweige und andere Pflanzenteile heran, und die Schwänin stapelt es auf. Zum Schluss wird die Nestmulde mit Federn und Daunen gepolstert, die sie sich am Bauch ausreißt. Hierdurch entsteht auch der „Brutfleck“ der eine bessere Wärmeübertragung beim Brüten zulässt.
Während der Balz- und Brutphase ist der namensgebende Höcker des Männchens besonders stark ausgeprägt. Auch Weibchen haben einen etwas kleineren Höcker – wie sie insgesamt etwas kleiner sind. Ansonsten gibt es keine äußeren Unterscheidungsmerkmale zwischen den Geschlechtern. 
Paare mit eigenem, ungestörtem Revier nutzen dasselbe Nest immer wieder; es wird immer weiter ausgebaut und von Jahr zu Jahr größer. Mit der Renovierung wird mitunter schon im Februar begonnen. Die Eiablage erfolgt meist in der zweiten Aprilhälfte. Die Schwänin legt im Abstand von jeweils 1 bis 2 Tagen insgesamt fünf bis acht graugrüne Eier.
Dem geht natürlich die Balz voraus, die beim Höckerschwan besonders beeindruckend ist. Das Schwanenpaar schwimmt eng beieinander, sie schlingen die Hälse umeinander und liebkosen sich. Das Paar bleibt ein Leben lang zusammen. Stirbt ein Partner, bleibt der andere in der Regel allein. 
Geeignete Schwanenreviere sind knapp und werden hart umkämpft. Die männlichen Schwäne kämpfen erbittert, es kann dabei sogar zu Todesfällen kommen. Viele Schwanenpaare haben keine Chance zur Reproduktion, weil sie keinen geeigneten Nistplatz mit ausreichend Wasserfläche, um die Jungen zu ernähren, finden.
Ist das letzte Ei gelegt, beginnt das Weibchen mit dem Brüten, das etwa 36 Tage dauert. Der Partner löst die Schwänin kurzzeitig ab, doch die meiste Zeit hält er Wache. In dieser Zeit sind die Höckerschwäne sehr aggressiv gegenüber Artgenossen, Menschen und anderen potentiellen Feinden. Drohgebärden und Fauchen sollte man keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Der männliche Schwan ist in der Lage, mit einem Flügelschlag den Arm eines Menschen zu brechen, und für Schwimmer kann eine Begegnung lebensgefährlich sein.
Nach der Brutphase beginnt die Mauser des Weibchens. Sie dauert ungefähr sechs Wochen. Wenn die Schwänin wieder flugfähig ist, mausert das Männchen.
Sobald die Küken trockengehudert sind, macht die ganze Familie ihren ersten Ausflug - auf dem Wasser. Sind die Küken müde oder der Weg weit, fahren sie auch zuweilen auf dem Rücken der Mutter spazieren. Zum Schlafen kehrt die Familie noch zum Nest zurück. Der Vater bleibt aggressiv, bis der Nachwuchs flügge ist.
Die Mortalitätsrate der Jungen ist hoch. Hecht und Wels, Fuchs und Marderhund, aber auch Greifvögel stellen ihnen nach. Hinzu kommen durch Wasserstandsschwankungen und menschlichen Vandalismus zerstörte Gelege. Gelegentlich werden sie auch – nach massiven Störungen – von den Elterntieren aufgegeben. Trotzdem ist der Bestand des Höckerschwans nicht gefährdet.
Die Küken fressen von Anfang an selbständig, reichen aber mit den kurzen Hälsen oft nicht tief genug ins Wasser, um zu gründeln. Dann reißen die Altvögel Wasserpflanzen heraus und legen sie ihnen vor. Flügge werden die Jungen mit etwa viereinhalb Monaten – das ist in unseren Breitengraden Mitte Oktober. Sie bleiben bis zum Ende des Winters bei den Eltern. Vor der nächsten Balz im Frühjahr werden sie vom Vater vertrieben. Sie sind jetzt fast ausgewachsen, haben aber noch keinen Höcker und tragen weiterhin ihr graues Gefieder, das ganz allmählich heller wird. Ebenso färbt sich der Schnabel nach und nach von grau zu orange um. Die Jungschwäne sammeln sich zu größeren Gruppen auf Seen und an der Küste.
Gelegentlich tritt eine Genvariante auf, die immutabilis („unveränderlich“ - also keine Mutation!) genannt wird. Diese Tiere sind von Anfang an weiß. Sie wachsen mit normal gefärbten Geschwistern auf. Erwachsene Schwäne reagieren jedoch auf diese Jungvögel aggressiver, und sie werden eher aus dem Brutterritorium vertrieben.
Höckerschwäne können zwanzig Jahre alt werden. Das Männchen wird etwa 15, das Weibchen um die 10 Kilogramm schwer. Damit ist der Schwan – nach der Großtrappe – der zweitgrößte flugfähige heimische Vogel. Die Flügelspanne beträgt bis 2,40 Meter. Um in die Luft zu kommen, benötigt er eine längere Anlaufphase, auch beim Start vom Wasser aus läuft er regelrecht über die Wasseroberfläche, wobei er heftig mit dem Schwingen schlägt. Ist er erst in der Luft, fliegt er ruhig und gelassen. Mit kraftvollen, langsamen Schlägen erzeugt der Höckerschwan das charakteristische, singende Fluggeräusch, das bei anderen Schwanarten fehlt. Ähnlich umständlich wie der Start läuft die Landung ab. Auch hier braucht er viel Platz, um seine große Masse zu bremsen, wobei er geschickt die Windrichtung einbezieht.
Schwäne wurden nicht immer so gehegt, wie es heute der Fall ist. Ohne die Rückzugsmöglichkeit in unzugängliche Sumpfgebiete wäre er möglicherweise schon von unseren Vorfahren ausgerottet worden. Nicht nur wurden die Gelege gesammelt, sondern während der Mauser kam es zu regelrechten Abschlachtungsorgien. Da die Tiere in dieser Zeit weder wehrhaft waren, noch fliehen konnten, war „Schwanenschlagen“ eine beliebte Methode, die Vorratskammern zu füllen. Die befiederten Häute wurden zu Modeartikeln verarbeitet, auch Schwanendaunen waren begehrt.
Erstmals soll ein englischer König im 10. Jahrhundert Schwäne in seinem Park angesiedelt haben. Den Tieren wurden die Handschwingen gestutzt, so dass sie flugunfähig waren. Dies breitete sich als Mode bald in Europas Hochadel aus, womit die Ansiedlung der Tiere in menschlicher Nähe einen Anfang fand. Später wurden die eleganten Vögel an vielen Orten auf der Welt ausgesetzt, so dass sie heute auch in Amerika, Australien und sogar in Neuseeland zu finden sind und Wasserflächen jeder Art zieren.
Nach wie vor ist der Höckerschwan in Deutschland und Österreich jagdbares Wild. Jährlich werden mehrere Tausend von ihnen geschossen. Dabei werden die Tiere durch Schrotschüsse wegen ihres dichten Gefieders oft nur verletzt und verenden qualvoll an den Wunden oder einer Bleivergiftung.

Donnerstag, 31. Mai 2012

Dieser kleine Freund ...

... war gestern beim Katzenfutterklauen und wurde von mir auf dem Heimweg
kurz aufgehalten. (Katze im Hintergrund ist satt, keine Sorge!)
Später hab ich diesen direkt erwischt. Okay, sie mögen relativ gleich aussehen, aber der
Zweite war wesentlich größer und dicker. Frißt vermutlich regelmäßig bei uns mit.


Wir haben das Glück, mitten in der Plattenbausiedlung ein großes naturnahes Areal nutzen zu können. Dort halten sich jede Menge Igel auf, Fledermäuse und allerhand anderes Getier. Abends und nachts kann man einen regelrechten Igeltourismus zur Katzenfutterstelle beobachten.
Das ist nicht unproblematisch. Katzenfutter als Notnahrung über einen begrenzten Zeitraum ist akzeptabel, zur Dauerernährung von Igeln aber nicht geeignet. Schon im letzten Jahr habe ich beobachtet, dass einige ausgewachsenen Tiere regelrecht fett wurden. Natürlich brauchen sie Fettreserven für den Winterschlaf; aber zu fettreiches Katzenfutter macht vorzeitig satt und hält die Igel davon ab, sich ihr natürliches Futter - Schnecken, Würmer, Insekten und deren Larven, kleine Wirbeltiere, zu suchen. Dadurch entsteht auf die Dauer ein Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen.

Zum anderen setzen sich die Igel gern direkt ins Futter, und sie haben auch keine Hemmungen, während des Fressens Verdauungsprodukte fallenzulassen.

Leider weiß ich keine Lösung für das Problem. Die Futterstelle wird nur nachts beschickt, da sie eine Reihe von sehr scheuen Katzen versorgt, die sich bei Tage nicht zum Fressen wagen. Ich sehe zwischen 23.00 und 4.00 Uhr mehrfach nach dem Rechten und fülle bei Bedarf nach; aber ich kann nicht die ganze Zeit Wache halten.